Interview mit Unternehmerin und Model Carina Schmiedseder

 

Carina Schmiedseder ist eine sehr aktive Person, da passt ihre Berufswahl als Unternehmerin perfekt. Sie modelt ab und zu zum Ausgleich und um „vom Bildschirm einmal wegzukommen“, wie sie uns verraten hat. Und dabei haben wir sie auch kennengelernt, bei unserem Foto-Shooting Anfang 2022. Ich habe mit ihr ein Interview geführt über ihren Werdegang, über Unabhängigkeit und über ihre persönliche Definition von Erfolg.

 

Von Elisabeth.

Liebe Carina, ich möchte mich sehr herzlich bei dir bedanken, dass wir dich heute ein bisschen näher kennenlernen dürfen. Könntest du dich kurz vorstellen, wer du bist und was du machst?

 

Ja, gerne. Mein Name ist Carina Schmiedseder, ich wohne in Linz/Leonding, wo ich auch studiert habe, und betreibe seit mittlerweile einigen Jahren eine Online-Marketingagentur mit dem Namen Die Digitalagentur. Mit dieser Agentur berate ich vor allem KMU im Bereich Online-Marketing und Social Media-Marketing. Davor hatte ich ein Startup als Miteigentümerin, das eine Online-Terminbuchungslösung für Ärzte und Masseure entwickelt hat. Diese Firma gibt es nach wie vor, doch ich habe meine Anteile verkauft und ich konzentriere mich jetzt voll und ganz auf meine eigene, kleine Agentur.

Ich finde es gut, dass immer mehr frauen unternehmerinnen werden

Gab es auf deinem bisherigen Weg zum Erfolg besondere Herausforderungen, gerade weil du eine Frau bist?

 

 

Auf dieses Thema bin ich zwar sensibilisiert, aber ich hatte bis jetzt zum Glück keine negativen Erfahrungen damit machen müssen. Ich muss aber ganz grundsätzlich sagen, dass es in Österreich nicht gerade einfach ist, sich selbstständig zu machen. Es gibt sehr viele bürokratische Hürden, die es zu überwinden gilt, aber das hat jetzt nicht speziell mit Frau oder Mann zu tun. Trotzdem: Frauen haben es bestimmt noch einmal ein bisschen schwerer den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen – das hat verschiedenste Gründe. Einer davon ist sicher die nicht besonders gute Absicherung bei Schwangerschaft, Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Das gehört dringend geändert!

 

 

 

Ich finde es auf jeden Fall gut, dass immer mehr Frauen Unternehmerinnen werden, und ich vernetze mich auch gerne mit Unternehmerinnen, aber natürlich auch mit Unternehmern.

 

 

 

Ich war auch immer wieder einmal angestellt, doch für mich ist die Selbstständigkeit eindeutig das Richtige. Ich bin gerade sehr happy. (Carina lächelt zufrieden).

 

 

 

Du übernimmst also gerne Verantwortung und brauchst die Herausforderung?

 

 

Ja, genau. Natürlich gibt es auch hier Schattenseiten, insbesondere jetzt in den Zeiten von Corona. Wenn du nicht weißt - bekommst du auch weiterhin genügend Aufträge? Bleiben deine Kunden überhaupt zahlungsfähig? Kurzfristig? Mittelfristig? Langfristig? Man ist finanziell als Selbstständige nicht so gut abgesichert und kann kein Arbeitslosengeld beziehen, das kann emotional schon sehr belastend sein.

ich war oft hin- und hergerissen

Wann hast du dich zum ersten Mal selbstständig gemacht?

 

 

Bereits direkt nach meinem Studium. Aber ich habe mich dazwischen immer wieder von Eltern, Bekannten und Verwandten überreden lassen, die mir dazu rieten, sich diesen Schritt, gerade als Frau, gut zu überlegen. Denk an die Absicherung, vor allem mit Kindern! Aber ich verstehe das natürlich, weil die Absicherung für die Generation vor mir sicherlich besonders wichtig war.

 

 

 

Ich denke mir mittlerweile – sicher ist eh nix! (lacht)

 

 

 

Ich habe immer wieder probiert zum Teil angestellt und zum Teil selbstständig zu sein, aber das war für mich nicht das Optimale, weil man sich so auf nichts von beiden wirklich zu hundert Prozent konzentrieren kann. Ich hatte eigentlich immer ein schlechtes Gewissen. Wenn ich in der Arbeit als Angestellte war, hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil ich in dieser Zeit nicht für meine Kunden da sein konnte. Wenn ich meine Arbeit als Selbstständige verrichtete, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich möglicherweise meine Angestellten-Arbeit irgendwie vernachlässige, vor allem, wenn man mit vielen „Vollzeit-Leuten“ zusammenarbeitet. Das war emotional anstrengender als jetzt. Von der Absicherung her, ist es natürlich cool, die Teil-Selbstständigkeit. Das muss man schon so sagen.

 

 

Kannst du erklären, was Erfolg für dich bedeutet?

 

 

Das ist witzig, dass du mich das jetzt fragst. Vor kurzem habe ich selbst reflektiert, denn Erfolg bedeutet für mich jetzt ganz etwas anderes als noch vor fünf Jahren.

 

Erfolg ist für mich heute, dass ich ein halbwegs ausgeglichenes Leben führen darf. Dass ich selbst für meine Lebenserhaltungskosten aufkomme und unabhängig bin. Was mir jetzt sehr wichtig ist, dass ich meine Zeit hauptsächlich mit Aufgaben fülle, die ich gerne mache, dass ich mich mit Leuten umgebe, die ich gerne habe und ich versuche so gut wie möglich dankbar, freundlich und einfach glücklich zu sein. Das Leben so zu nehmen, wie es eben kommt. Auch wenn das vielleicht nicht jeden Tag gelingt - logischerweise. Man kann eben nicht alles niederreißen und manches auch nicht ändern. Der Druck muss weg! Und vor allem die Gesundheit ist etwas, das für mich immer wichtiger wird. Das war für mich früher nie ein Thema. Es war mir ehrlich gesagt ziemlich egal, ich war ja eh jung und gesund. Damals war es das Wichtigste für mich, Erfolg zu haben im Sinne von Firma aufbauen, Arbeitsplätze schaffen, nach Kennzahlen arbeiten, wieviel Umsatz und Gewinn du machst usw. Zeit für Familie, Freunde und Ehrenamt kam da leider oft viel zu kurz.

sich darauf einlassen

Was war die größte Hürde für dich am Weg zu deiner Selbstständigkeit?

 

 

Die größte Hürde dabei war, nicht mehr zu hadern, sondern sich hundertprozentig darauf einzulassen. Sich nicht mehr von anderen sagen zu lassen: „Das ist zu unsicher! Das ist zu gefährlich! Was tust du, wenn du ein Kind hast?“ Man wird da als selbstständige Frau schon fast ein bisschen bemitleidet. Willst du dein Kind dann etwa mit ins Büro nehmen? Natürlich ist mir bewusst, dass diese Ratschläge - meistens aus dem engsten Umfeld - von Menschen kommen, die sich Sorgen um dich machen. Das ist natürlich nur gut gemeint und zeigt von sehr viel Liebe. Aber ich glaube, dass einem Mann in derselben Situation das so nicht gesagt wird. Vielleicht kommen da aber auch andere Sorgen zum Vorschein ...

 

ENOBILIS steht auch für Freiheit und Unabhängigkeit. Was bedeuten für dich diese zwei Begriffe?

 

 

Beides ist mir sehr wichtig. Das war schon immer so. Zum einen die Freiheit, im Sinne von Selbstbestimmtheit. Aber auch die Unabhängigkeit. Ich finde, dass ist eines der schönsten Wörter überhaupt. (lacht)

 

Wobei hier viele etwas Falsches erwarten, denn Abhängigkeiten gibt es immer. Früher als Angestellte war ich von meinem Chef abhängig, heute bin ich es von meinen Kunden. Das ist nur eingetauscht. Denn, wenn der Kunde etwas von mir braucht, dann arbeite ich auch am Wochenende. Aber natürlich ist das schon auch ein Grund, warum ich mich selbstständig gemacht habe und vom Gefühl her fühle ich mich unabhängiger. Ich glaube, das ist auch das Entscheidende, wie du dich bei der Arbeit, in deinem Leben fühlst. Denn schließlich habe ich das für mich ja selber so entschieden und es hat mir keiner befohlen, dass ich das so machen soll und es befiehlt mir keiner, dass ich zum Beispiel am Wochenende oder spät abends arbeiten muss.

ich bin "natur-high"

 

Also Carina, ich habe so den Eindruck, du bist ein extrem aktiver Mensch.

 

 

(lacht) Ja, böse Zungen behaupten ich sei leicht hyperaktiv oder „natur-high“.

 

 

 

Es stimmt, ich will viel machen und ich finde es schön, wenn man begeisterungsfähig ist. Das schätze ich auch sehr bei anderen. Für mich ist es aber umso wichtiger, dass ich lerne mich zu fokussieren, sonst funktionierts leider nicht. Ich möchte aber trotzdem immer offen sein, denn das finde ich schön und erstrebenswert. Das „Eingefahrene“ mag ich nicht. Ich habe auch für das Land Oberösterreich Innovationsberatung und Startup-Beratung gemacht, sowas gefällt mir einfach – die Innovation, das Kreative, das Neue. Ich verlasse gerne die eingefahrenen Wege, aber ich habe leider auch lernen müssen, dass ab und zu ein wenig Struktur ganz guttut. Jedenfalls mir.

 

 

 

Beim digitalen Marketing finde ich genau das so interessant, dass man immer dranbleiben muss. Man muss sich ständig weiterbilden und dazulernen, da gibt es keinen Stillstand, es entwickelt sich permanent. Zum Beispiel, wenn wieder ein neues Social-Media Netzwerk daherkommt, oder auch sonst, ständig gibt es Neuerungen usw. Ich könnte mir keine Arbeit vorstellen, in der ich täglich das Gleiche tun müsste und das 30 Jahre lang. Das wäre nichts für mich, deshalb habe ich mich so entschieden.

 

 

Danke für das interessante und ich glaube für viele durchaus inspirierende und motivierende Gespräch! Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und Freude in deinem Beruf und natürlich auch in allen anderen Tätigkeiten, die du gerne machst.

Hier sind einige unserer Schmuckstücke, für die Carina gemodelt hat: